In Teil 1 meines Erfahrungsberichts habe ich euch meinen Weg zum Berlin Marathon 2020 resp. 2022 von der Anmeldung über Training bis hin zur Startnummernausgabe beschrieben. In Teil 2 geht es nun ans Eingemachte. Wir beginnen mit dem…

Abend davor

Was ist das Schönste vor einem Wettkampf? Natürlich das Essen 😊! Ich habe mir nicht wie unter Läufer*innen üblich eine große Portion Pasta gegönnt, sondern eine asiatische Speise mit viel Reis in einem total süßen Restaurant (schaut mal hier). Danach sind wir noch ins Kino gegangen, denn ich wusste, ich kann eh nicht früh einschlafen. Eine sehr gute Ablenkung. Zurück im Hotel habe ich mich dann dem obligatorischen „Alles-für-morgen-Bereitlegen“ gewidmet, eine Wissenschaft für sich. Mit dem Ergebnis war ich sehr zufrieden!

Aufstehen

Nach einer nicht sehr erholsamen Nacht (ich bin mehrmals aufgewacht und dachte, ich hätte verschlafen), stand ich gegen 7 Uhr auf und bereitete mir im Hotelzimmer mein Frühstück vor: Müsli mit frischen Früchten und Soyajoghurt. Dazu drei Tassen Kaffee und – aus Tradition – meinen halben Liter Energydrink. Ich würde sagen, eine gute Grundlage. Hydriert war ich auf jeden Fall. Nachdem ich es dann nicht mehr im Hotelzimmer ausgehalten habe, bin ich gegen halb 9 losgegangen und bin mit einem Leih-Rad zum Brandenburger Tor gefahren.

Ich war froh, hatte ich so wenigstens auf dem Weg meine Ruhe. So viele nervöse Leute auf einem Haufen, wie z.B. in der U-Bahn, das hätte ich nicht ausgehalten. Im Startbereich habe ich mich dann mit einem Freund aus der alten Heimat getroffen. Wir hatten vereinbart, gemeinsam zu starten. Nachdem wir unseren Startbereich ausfindig gemacht hatten, sind wir noch ein bisschen rumspaziert und haben versucht, uns irgendwie abzulenken. Gegen 10 Uhr sind wir dann in unseren Startblock gegangen.

Der Startschuss und die ersten Kilometer

Und dann fiel er, der Startschuss. Allerdings haben es mein Laufpartner und ich erst etwa zehn Minuten später über die Startlinie geschafft. Die ersten Kilometer kamen wir etwas langsamer voran und waren neben der ersten Pipipause bei KM 5 damit beschäftigt, Läufer*innen möglichst störungsfrei zu überholen. Ab KM 10 waren wir beide im Flow und konnten eine gute Pace halten.

Halbzeit geschafft

Bei KM 25 trennten sich unsere Wege und ich war auf mich allein gestellt. Ich war selbst überrascht, wie einfach und locker ich immer noch unterwegs war. Keine Ermüdung, keine Schmerzen, nichts. Darum sah ich keinen Grund, Tempo rauszunehmen.

Ich freute mich sehr auf KM 38, weil ich wusste, dass da mein Mann auf mich wartet. Während ich ihm meine Vorräte an Gels in die Hand drückte (warum achte ich penibel auf mein Gewicht und trage dann 500g Gels mit mir rum?), rief er mir zu, dass ich es noch unter 4 Stunden schaffen könne. Quatsch, dachte ich. Ich hatte auch schon rumgerechnet und habe dieses vermessene Ziel verworfen, obwohl ich mit meinem Trainingsplan eigentlich genau darauf hintrainiert hatte. Ich hatte mir aber dann vorgenommen, einfach nur den Lauf zu genießen und wenn möglich unter 4:15 zu kommen. Ich begann aber nochmal zu rechnen, die letzten 4,2 km in unter 22 Minuten – eigentlich machbar. Ob ich die locker mit einem Lächeln oder etwas verbissen mit Tempo bezwinge, spielte nun auch keine Rolle mehr.

Dass ich ins Ziel komme, war relativ klar. Also gab ich Gas, und zwar richtig. Immer die Uhr im Blick wartete ich darauf, dass endlich das Brandenburger Tor erscheint. Und es wollte einfach nicht kommen… Als ich es endlich bezwungen hatte, hatte ich noch etwa 2 Minuten für den Zieleinlauf. Bei 3:59 wusste ich, dass ich es schaffen würde.

Nach 3:59:34 war ich dann endlich im Ziel und einfach nur happy, dass ich a) den Berlin Marathon, b) verletzungsfrei und locker, c) in einer persönlichen Bestzeit und d) unter 4 Stunden bezwungen hatte. Es war einfach nur eine wunderschöne Erfahrung, das Publikum und die Atmosphäre unbeschreiblich. Später in der Auswertung habe ich dann übrigens gesehen, dass ich sogar meine beste Halbmarathonzeit geschlagen habe – und dies in der zweiten Marathonhälfte 😅🤩🏅

Mein Fazit

Der Berlin Marathon 2022 war eine unglaublich schöne Erfahrung. Dank einer guten Vorbereitung, besten Wettkampfbedingungen, einer super Strecke und dem grandiosen Publikum (darunter mein Mann!) habe ich so viel mehr erreicht, als ich eigentlich wollte. Ich bin unendlich dankbar für diese Erfahrung. Dass ich die magische Grenze der 4 Stunden geknackt habe, gibt mir eine große Befriedigung und lässt mich künftige Marathon-Läufe sicherlich gelassener angehen. Denn eines steht fest: Das war nicht der letzte Marathon in meinem Leben!

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